Leopoldina setzt auf Nachhaltigkeit
Die dritte Stellungnahme der Leopoldina beschäftigt sich nicht nur mit den gesundheitlichen Aspekten der Corona-Pandemie, sondern nimmt auch soziale und wirtschaftliche Handlungsmaßnahmen in den Blick. Die Mitglieder der Arbeitsgruppe sprechen sich dabei explizit für nachhaltige Handlungsprinzipien aus. Hohe Priorität komme dem „Aufbau einer klimafreundlichen Wirtschaft“ zu, dazu sollte „die umgehende Einführung eines Preises für fossiles CO2, die schnellstmögliche Verabschiedung und Umsetzung der nationalen Wasserstoffstrategie sowie die Neuregelung des Strommarktes“ realisiert werden, heißt es in der Stellungnahme.
Robert Schlögl, der am Fritz-Haber-Institut der Max-Planck-Gesellschaft die Abteilung Anorganische Chemie leitet, ist schon lange von der Wichtigkeit grüner Wasserstoffproduktion überzeugt. Er und die anderen Direktoren des Grundlagenforschungsinstituts erforschen die Reaktionen spezieller Katalysatoren, die für die Herstellung synthetischer Treibstoffe aus Wasserstoff oder CO2 gebraucht werden. Schlögl ist der Meinung, dass gerade in Anbetracht des derzeitig fortgeschrittenen Stands der Wissenschaft eine Rückkehr zu fossilem Wirtschaften nicht zu empfehlen sei. Stattdessen solle das Energiesystem durch Investitionen grundlegend umgebaut werden. „Das ist auch eine einzigartige Innovationschance für Deutschland und Europa“, erklärt Schlögl. Zusammen mit den anderen Mitgliedern der Leopoldina-Arbeitsgruppe erhofft er sich dadurch langfristiges wirtschaftliches Wachstum. Dieses werde Deutschland und Europa nicht nur aus der jetzigen Krise hinausführen, sondern in Zukunft auch resilienter machen. Auch Bundeskanzlerin Merkel bestätigte beim Petersberger Klimadialog am 28.04.2020, dass die Wirtschaft nach der Corona Krise nachhaltig aufgebaut werden muss.
In einem Gastbeitrag in der Süddeutschen Zeitung vom 17. April 2020 betonen Robert Schlögl und Jürgen Renn vom Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte, der ebenfalls an der Leopoldina-Stellungnahme mitwirkte, sowie Christoph Rosol, Koordinator der Anthropozän-Forschungsgruppe am MPI für Wissenschaftsgeschichte, nochmals die Wichtigkeit des Klimaschutzes. Man dürfe zum Beispiel nicht vergessen, dass Atemwegserkrankungen, die in der jetzigen Pandemie das Sterblichkeitsrisiko erhöhen, direkt mit der Luftverschmutzung zusammenhängen. „Menschen leben in einer defossilisierten Gesellschaft gesünder und länger,“ schreiben die Autoren, und unterstreichen damit die ganzheitliche Bedeutung eines Umstiegs auf erneuerbare und CO2-neutrale Energien.