Institutsweite Poster-Session
In der letzten Aprilwoche kam das gesamte Fritz-Haber-Institut zur ersten Live Poster-Session seit Beginn der Pandemie zusammen, um die Forschungsarbeiten der letzten Jahre zu diskutieren. Wir stellen fünf Wissenschaftler:innen und ihre Poster vor.
Mit 400 Mitarbeitern ist das Fritz-Haber-Institut eines der größeren Max-Planck-Institute. In den fünf Abteilungen - Grenzflächenforschung, Theorie, Physikalische Chemie, Molekülphysik und Anorganische Chemie - forschen über hundert Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu den unterschiedlichsten Themen. In der letzten Aprilwoche 2022 organisierten alle Abteilungen Poster-Sessions auf dem Campus, um die Forschungsergebnisse der letzten Jahre vorzustellen und zu diskutieren. Es war die erste große Veranstaltung seit Beginn der Pandemie, und sie wurde mit Freude von allen Mitarbeiter:innen genutzt. "Das Fritz-Haber-Institut lebt, wie jede Forschungseinrichtung, von Ideen-Austausch. Wir freuen uns, dass wir das wieder persönlich tun können - natürlich unter sicheren Bedingungen", sagt Prof. Martin Wolf, Geschäftsführender Direktor des Instituts.
Während der Poster-Session-Woche wurden insgesamt 96 Poster auf dem ganzen Campus präsentiert. Wir haben eine:n Forscher:in aus jeder Abteilung gebeten, uns etwas über ihr oder sein Poster zu erzählen und über ihre/seine Forschung zu sprechen.
Hanna Türk ist Doktorandin in der Abteilung Theorie, wo sie in der Gruppe Operando evolution of battery materials and functional solid-solid interfaces arbeitet. In ihrem Poster zeigt sie, dass Hochtemperaturelektrolysezellen effiziente und günstige Energiespeicherung in Form von grünem Wasserstoff bieten. Atomistische Simulationen ihres chemisch aktiven Zentrums ermöglichen die Vorhersage von Altersprozessen und möglicher Strategien, die Lebensdauer der Zellen zu verlängern.
David Koshy ist relativ neu am Fritz-Haber-Institut. Er arbeitet seit Dezember 2021 als PostDoc in der Gruppe Thin Films in der Abteilung Grenzflächenwissenschaften. Die gesamte Abteilung für Grenzflächenwissenschaften ist an der Untersuchung von Katalysatoroberflächen interessiert, was in der Regel eine Herausforderung darstellt, da die Signale aus der Masse des Materials stammen. Im Falle der Infrarotspektroskopie ist eine Möglichkeit, die Oberflächenempfindlichkeit zu erhöhen, die Oberflächenaktionsspektroskopie (SAS), eine hier am Fritz-Haber-Institut entwickelte Methode. Davids Poster erklärt, dass SAS funktioniert, indem eine Schicht inerter "Botenatome" auf einer Oberfläche adsorbiert wird und dann die Desorption dieser Botenatome als Funktion der Infrarotenergie gemessen wird, was ein Spektrum ergibt, das von Natur aus empfindlich für Oberflächenvibrationen ist. Davids derzeitige Arbeit zielt darauf ab, SAS anzuwenden, um komplexe Katalysatoren wie dotierte Kohlenstoffe und Metalloxide zu verstehen.
Clara Patricia Marshall hat im Januar 2020 ihre Arbeit als Postdoc in der Gruppe Catalysis with Oxides in der Abteilung Anorganische Chemie aufgenommen. Ihre Arbeit konzentriert sich auf die Synthese von Metalloxiden und Zeotyp-Katalysatoren zur Umwandlung von CO2 in chemisch wertvolle Produkte wie etwa kurzkettige Olefine. Dazu müssen beide Materialien in einem Tandemsystem unter gleichen Bedingungen zusammenarbeiten, die sich von den herkömmlichen Bedingungen unterscheiden. Daher müssen neue Materialien entwickelt und ihre Herstellungsverfahren verstanden werden, um ihre Aktivität zu verbessern.
Martín Ignacio Taccone kam vor fast zwei Jahren als Humboldt-Stipendiat nach Berlin. Er arbeitet als PostDoc in der Gruppe Biomolecules in the Gas Phase in der Abteilung Molekülphysik, wo er sich auf die Schwingungsspektroskopie von biomolekularen Ionen und Komplexen konzentriert, die in Heliumtröpfchen eingebettet sind. Die Konformation und Struktur eines bestimmten Moleküls/Ions steht in direktem Zusammenhang mit den Schwingungen seiner Atome (Schwingungsmoden). Aus diesem Grund ist die Infrarotspektroskopie eines isolierten Ions eine leistungsstarke Technik zur Bestimmung seiner Konformation, die später Rückschlüsse auf seine Funktion oder Rolle in einer anderen Umgebung zulässt. Techniken, die bei Raumtemperatur arbeiten, haben oft nicht genug Auflösung, um zwischen sehr ähnlichen Konformeren zu unterscheiden. Aus diesem Grund untersuchen Martín und seine Gruppe die Ionen in der Gasphase bei ultrakalten Temperaturen, indem sie sie in flüssige Heliumtröpfchen einbetten, was zu hochaufgelösten Schwingungsspektren führt.
Maximilian Frenzel ist Doktorand im zweiten Jahr in der THz Structural Dynamics Gruppe der Abteilung Physikalische Chemie. Er arbeitet an hybriden (organisch-inorganischen) Perowskiten - das sind neuartige Halbleiter, die als vielversprechende Materialien für die effiziente und kostengünstige Solarzelle der Zukunft gelten. Hierfür untersucht er mit maßgeschneiderten ultrakurzen Laserpulsen im THz Spektralbereich, ob spezifische Schwingungen des Atomgitters zu einer Art Schutzmechanismus für die erzeugten elektrischen Ladungsträger beitragen können. Dies würde die überraschende Effizienz von Metallhalogenid-Perowskit Solarzellen erklären und wäre gleichzeitig der Grundstein für das Design neuer Materialien zur Energiegewinnung.