„Ich muss Wissen praktisch anwenden, um es zu begreifen“

Ina Richter absolviert seit 2021 die Ausbildung zur Fachinformatikerin für Systemintegration in der IT-Abteilung des Fritz-Haber-Instituts. Sie hat Abitur, studieren wollte sie aber nicht. Stattdessen entschied sie sich für die Ausbildung, weil sie praxis-nah am besten lernt – und weil sie gern an ihrem PC bastelt.

Warum hast du Dich für diese Ausbildung entschieden – und warum am Fritz-Haber-Institut?

Ich habe viele Praktika und Ferienjobs gemacht, war mir aber sehr lange unsicher, wie ich nach der Schule weitermachen soll. Deshalb habe ich überlegt, was mir Spaß macht und womit ich mich auch gern über einen längeren Zeitraum beschäftige. Dabei habe ich festgestellt, dass mir vor allem das Basteln an meinem eigenen PC gefällt. Auch nach einem halben Jahr in der Ausbildung bin ich mir immer noch sicher, dass mir das Informatik-Studium zu theoretisch wäre, da ich Wissen praktisch anwenden muss, um es zu begreifen. Die Fachrichtung Systemintegration habe ich gewählt, da mir Programmieren zwar Spaß macht, ich aber schon in meinem dreiwöchigen Praktikum in einer Softwarefirma gemerkt habe, dass das auf Dauer nichts für mich ist. Da ich schon vor meiner Entscheidung, Fachinformatikerin zu werden, nach Berlin wollte, habe ich gezielt nach dieser Ausbildung in dieser Stadt gesucht. Bei der Ausbildungsplatzauswahl habe ich darauf geachtet, dass man viele verschiedene Dinge lernt, dass die Betreuung im Betrieb eine hohe Qualität hat, und auch auf fairen Lohn. Am Fritz-Haber-Institut gibt es aufgrund der Forschung, die hier betrieben wird, viele interessante Aufgaben, und man wird ordentlich gefördert. Ich hatte das Gefühl, dass man hier mit guter Unterstützung und ohne Stress viel lernen kann – und ich hatte Recht.

Was waren Deine Lieblingsfächer in der Schule?

Ich habe Abitur mit den Leistungskursen Mathematik und Biologie gemacht, da das meine Lieblingsfächer bis zur 10. Klasse waren. In der Sekundarstufe II hatte ich allerdings aufgrund der zunehmenden Schwierigkeit kaum noch Spaß an Mathe und dafür immer mehr an Kunst und Informatik.

Wie sieht Dein Alltag am Institut aus?

Ich bin immer abwechselnd zwei Wochen im Betrieb und eine in der Schule. Die Berufsschule läuft nicht anders als die normale auch, nur mit anderem Stoff und einer richtig guten Mensa. Hier am FHI bin ich am Morgen mit meinen Kollegen im Zoommeeting, gehe dann die Post holen, arbeite bis zum Mittag, treffe mich dann ein zweites Mal mit den Kollegen auf Zoom, und dann geht es weiter. Kurz vor Feierabend schreibe ich noch in meinen Ausbildungsbericht, was ich am Tag gemacht habe und nächsten Morgen gehts wieder von vorne los. Was genau ich arbeite ist immer unterschiedlich. Es kommt darauf an, was für Probleme an uns herangetragen werden und ob ich was Wichtiges für die Schule machen muss. Ansonsten übernehme ich kleine Projekte von meinen Kollegen, die ich immer alles fragen kann, egal wie oft.

Wie findest Du die Berufsschule - was macht dir am meisten Spaß, was findest du am sinnvollsten?

Meine Berufsschule ist das Oberstufenzentrum für Informations- und Medientechnik in Neukölln. Dort ist der Ausbildungsunterricht in Lernfelder unterteilt, die sich der Ausbildung entsprechend um Programmieren, Netzwerke, Datenschutz und -sicherheit und verschiedene Hard- und Software drehen. Es gibt aber auch allgemeine Fächer, wie Sport, Englisch und Wirtschaft. Am meisten Spaß macht mir zurzeit die Zusammenstellung eines PC-Komplettsystems für einen bestimmten Kundenauftrag. In diesem Zuge haben wir uns nämlich auch genauer mit den einzelnen Hardwarekomponenten beschäftigt. Sinnvoll finde ich die Lernfelder alle sehr und auch Sport und Englisch sind nützlich. Aber wenn wir im Wirtschaftsunterricht Karikaturen analysieren sollen, bin ich raus. Ich weiß nicht recht, wozu das nützt – deswegen will ich wohl auch Informatikerin werden.

Was für Projekte hast Du im Rahmen der Ausbildung am FHI bereits umgesetzt, und was hast du dabei gelernt?

Mein erstes eigenes Projekt war ‚ESEMES‘. Das ist ein Raspberry Pi, der ein Email-SMS-Gateway vor allem für unsere Server darstellt– ein kleiner Computer also, mit dem man Emails zu SMS konvertieren kann. Das ist sehr nützlich, denn so kann man zum Beispiel automatisch Warn-SMS verschicken lassen, wenn ein Server nicht mehr verbunden ist. Das hilft Informatiker:innen in IT-Abteilungen bei der Aufrechterhaltung von IT-Systemen. Im Zuge dessen habe ich gelernt, einen Pi aufzusetzen, remote einzurichten und was man sonst noch alles mit solchen Raspberrys anstellen kann. Zudem habe ich die Programmiersprache Python kennengelernt und darin meine Skripte, die auf ‚ESEMES‘, laufen, geschrieben. Auch hat es sehr geholfen, einen Überblick zu bekommen, wie und auf welchen Wegen Emails hier am Institut, aber auch generell, verschickt werden.

Zur Redakteursansicht