Blühwiese auf dem Campus des Fritz-Haber-Instituts
Ein Gemeinschaftsprojekt des Fritz-Haber-Instituts und der Freien Universität Berlin schafft Biodiversitäts-Flächen auf dem benachbarten Campus. Diese bieten einen nährreichen, schützenden Lebensraum für unzählige Insekten, Vögel und Kleintiere. Das Projekt möchte einen Beitrag zur Wiederherstellung eines funktionalen Ökosystems leisten.
Blühende Wiesen sind wichtig für die Artenvielfalt von Flora und Fauna. Viele heimische Insekten und Vögel sind auf spezielle, in der Region vorkommende Pflanzen als Futterquelle für sich und ihren Nachwuchs angewiesen. Leider findet man sie sowohl in der Stadt als auch auf dem Land immer seltener. Landwirtschaftlich genutzte Flächen, aber auch öffentliche Grünflächen, Parkanlagen und Gärten bieten gerade selteneren Arten keinen geeigneten Lebensraum mehr.
Insbesondere in bewohnten Gebieten dominieren kultivierte Rasenflächen, zum Beispiel der kurz geschnittene „Wimbledon-Rasen“. Dieser wird zur Abwehr von Moos und Unkraut chemisch behandelt, was zu einem erhöhten Insektensterben und damit auch zum Rückgang von Biodiversität führt. Daher haben sich die Gruppe „Blühender Campus“ der Freien Universität Berlin und die Nachhaltigkeitsgruppe des Fritz-Haber-Instituts der Max-Planck-Gesellschaft zum Ziel gesetzt, auf ihrem Campus in Dahlem einige herkömmliche Rasenflächen durch Blühwiesen aus ursprünglich in dieser Gegend vorkommenden Pflanzen zu ersetzen. Auf dem Campus des Fritz-Haber-Instituts entstand 2020 die erste Blühwiese .
Solche Blühwiesen erfordern eine weniger intensive Pflege und Handhabung. Eine häufige Mahd und schnelle Entfernung des abgemähten Materials tötet nämlich viele Insekten, weil ihnen Futter und Schutz fehlt. Infolgedessen verarmt auf Grünflächen in der Regel die Insektenvielfalt. Deshalb wird auf den Blühwiesen des Fritz-Haber-Instituts erst nach Mitte Juni und nicht häufiger als zweimal im Jahr gemäht, sodass Wiesenpflanzen von der Blüte bis zur Samenreife gelangen. Erst dann sind sie für Insekten eine potentielle Nahrungsquelle. Nach der Mahd werden die Pflanzenreste noch einige Zeit am Platz ruhen gelassen, denn so lange brauchen viele Insektenarten, um sich zu vermehren und dann die abgemähte Fläche zu verlassen. Dann dienen wiederum sie selbst als Nahrungsquelle für heimische Vogelarten.
Auch wird beim Anlegen der Blühwiesen darauf geachtet, dass die Böden nährstoffarm sind und bleiben, denn so kann sich hier Artenvielfalt entwickeln. Bei nährstoffreichen Böden setzen sich häufig nur einige wenige, starke Pflanzenarten durch, die perfekt an diese Art Boden angepasst sind und schneller wachsen können. Andere, konkurrenzschwächere Arten, die an weniger nährstoffreiche Böden angepasst sind, verlieren dagegen. Bei nährstoffärmeren Böden haben diese dadurch eine Chance, sich anzusiedeln, sodass eine größere Artenvielfalt entstehen kann.
Das Gemeinschaftsprojekt konnte bereits eine Reihe von Erfolgen verzeichnen. So haben sich auf den Campus-Blühwiesen wieder Insekten angesiedelt, die bereits auf der Roten Liste standen und als ausgestorben galten. Darunter befinden sich z.B. die Holzbiene, die größte deutsche Grabwespenart Sphex funerarius und die Italienische Schönschrecke. Seit dem Frühjahr 2020 führt die FU-Gruppe „Blühender Campus“ ein Tagfaltermonitoring durch, bei dem bereits die Tagfalterarten Ikarus-Bläuling, Kleiner Feuerfalter, Perlmuttfalter, Reseda-Weißling und viele andere entdeckt wurden.
Zum Weiterlesen
Wer sich gerne weiter und tiefgreifender mit diesem Thema befassen möchte, findet hier weitere Informationen der FU zum Projekt „Blühender Campus“.
Schaut euch auf der Seite um, alle sind eingeladen mitzumachen!
Quellen und weiterführende Informationen
Nabu: Mit Geduld und Spucke - Tipps zur Anlage einer Blumenwiese im Garten
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit: Die Lage der Natur in Deutschland - Ergebnisse von EU-Vogelschutz- und FFH-Bericht (PDF)
Kreisverband Bamberg für Gartenbau und Landespflege: Hier blüht's! - Blumenwiese im Hausgarten